Unterwegs auf den Straßen, die das Leben und damit nicht zuletzt auch die Musik schreiben: So präsentierte sich der Junge Chor „Mixed Generations“ des Gesangverein Eintracht Aurich bei seinem jüngsten Konzert am Sonntagabend in der voll besetzten Vaihinger Peterskirche.
VAIHINGEN. Die „Mixed Generations“ scheinen offensichtlich über eine bemerkenswerte Fanbasis zu verfügen. Schon Minuten, bevor das Konzert in der Peterskirche begann, war diese gut gefüllt. Fast 200 Menschen warteten auf den jüngsten Auftritt des Ensembles, das einer von insgesamt drei Chören der Auricher Eintracht ist. Für ihr Gastspiel in der Kernstadt haben sich die Sänger unter ihrer Chorleiterin Dorothee Götz intensiv vorbereitet. Seit Anfang des Jahres proben sie auf diesen Termin hin. Vor drei Wochen, erzählt Karin Wichtner, neben Cornelia Lechermann eine der beiden Haupt-Organisatoren des Konzertnachmittags, gab’s noch den letzten Feinschliff im Tagungszentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd. Dorthin hatten sich die Sängerinnen und Sänger zurückgezogen, um an den letzten Feinheiten zu feilen.
Freunde und Fans der „Mixed Generations“ dürften bei dem Begriff „Sänger“ aufgehorcht haben. In der Tat: Dieses Mal waren auch Männer dabei. Übrigens das erste Mal in der Geschichte des Chores überhaupt, betont Wichtner im VKZ-Gespräch. Die Idee, auch auf Männerstimmen in einem bis dato reinen Frauen-Ensemble zu setzen, kam aus den Reihen des Chores. Ehemänner und Söhne wurden akquiriert. Diese ließen sich laut Wichtner nicht lange bitten. So dominierten die Frauen das musikalische Geschehen am Sonntagabend zwar nach wie vor, bei vier Songs traten sie aber gemeinsam mit den Männern auf, die mit „Caravan of love“ im zweiten Teil des Konzerts sogar ein Solo hatten. Fast eine kleine Revolution, die aber bei Chor und Publikum gut ankam.
Zunächst brachten aber die Damen einen flotten Einstand auf die Bühne: Mit „Chattanooga Choo Choo“ hatten sie zum Auftakt einen Klassiker von Harry Warren gewählt, einer der populärsten Komponisten der Musical- und Filmgeschichte. Glenn Miller hat diesen Song mit seinem Orchester Anfang der 40er Jahre weltberühmt gemacht. Ein One-Hit-Wonder schloss sich mit dem einfühlsamen Blick auf die „Streets of London“, die Straßen einer anonymen Großstadt an. Ralph McTell hat darin seine Erfahrungen mit den Durchschnittsbürgern, Obdachlosen und einsamen Alten in einer solchen Großstadt verarbeitet. Ein bewegend interpretiertes Stück, mit dem der Junge Chor gleich zu Beginn seine Vielseitigkeit zwischen flotten und nachdenklich stimmenden Nummern zum Ausdruck brachte.
Mit den Prinzen bedienten sich die Sänger für ihr Konzert dann auch bei deutschen Musikern: „Mein Fahrrad“ war der erste von vielen weiteren Titeln, die Chorleiterin Dorothee Götz speziell für die „Mixed Generations“ arrangiert hat. Ihre Ausbildung kommt Götz dabei zugute: Als Mitglied des Jugend Jazz Orchesters Baden-Württemberg hat sie ihre musikalische Karriere 1997 begonnen, studierte dann vier Jahre an der Hochschule der Künste in Amsterdam, wurde Mitglied des Bundesjazzorchesters, gab Konzerte in ganz Deutschland und ist seit Herbst 2003 Gesangsdozentin in Stuttgart. Klar, dass eine solch einschlägige Erfahrung auch den Sängerinnen des Jungen Chors Aurich zugute kommt.
Schon die zurückliegenden Proben liefen gut, erklärte Karin Wichtner unmittelbar vor Konzertbeginn. Das alleine ließ viel erwarten. Der Chor hatte sich zudem – eigens für das Konzert – Profi-Musiker engagiert, die den passenden instrumentalen Background liefern sollten: Gee Hye Lee (Flügel), Axel Kühn (Bass) und Marcel Gustke (Schlagzeug). Sie steuerten die mal flotte, mal dezente Basis für Hits, wie „Feelin´ groovy“, „Sentimental Journey“, „Penny lane“ oder „Walking on sunshine“ bei. Es waren ohnehin vorwiegend Klassiker der Rock- und Popgeschichte, mit denen das Publikum in den Bann gezogen werden sollte.
Das ist dem Chor geglückt – ebenso, wie das „Experiment“, Männer zu integrieren. Dass das überzeugend klappt, zeigten die Interpretationen von „Hit the road, Jack“, „Im Wagen vor mir“ oder „Africa“. Davon scheinen die Damen der „Mixed Generations“ übrigens auch zukünftig gerne mehr zu wollen. Auf ihrem Flyer werben sie jedenfalls schon für singfreudige Verstärkung – Zitat: „Gerne auch männlich“.
(Quelle: VKZ vom 21.10.2008)