Eine überschäumende Freude am Singen

Zu einem Benefizkonzert zugunsten der „Familienherberge Lebensweg“ hatte die evangelische Kirchengemeinde in die Ulrichskirche eingeladen. 24 Sänger des Jungen Chors des Auricher Gesangvereins „Eintracht“ und drei Instrumentalisten an Piano, Gitarre und Cajon boten brillanten Chorgesang, breiteten immer wieder voluminöse Klangteppiche aus, auf dem Solisten aller Couleur sich aufs Neue entfalten konnten.

Die Auricher Sängergemeinschaft Mixed Generations begeistert beim Benefizkonzert in Schützingen.

Schützingen. Mixed Generations heißt diese hörenswerte Sängergemeinschaft, für die Pop, Jazz und Gospel Meilensteine in der gegenwärtigen Musiklandschaft sind. Doch unter ihrer dynamischen Dirigentin Dorothee Götz gehen sie bei ihren Auftritten auch neue Wege.

2003 gründete sich zunächst unter dem Dach der „Eintracht“ ein Frauenchor. Doch etwas schien zu fehlen, nämlich die sonore Basis männlicher Stimmen. Man wurde fündig und wuchs mit jedem neuen Chorprojekt zusammen, erarbeitete sich zielbewusst ein breites Spektrum ansprechender Songs, das sowohl geistiges als auch unbeschwert heiteres Liedgut aus aller Welt umfasst.

Treibende Kraft ist die Dirigentin, die ihre Sänger stets fördert, aber auch bis zum „Mehr geht nicht“ zu fordern versteht. Götz kommt aus Stuttgart, studierte Musik mit Hochschulabschluss in den Fächern Jazz, Pop und Gesang, dazu Klavier als Nebenfach. „Dass ich den Auricher Chor übernommen habe, war ein Zufall irgendwie um fünf Ecken herum“, berichtet sie im Gespräch mit unserer Zeitung, „alle zwei Jahre erarbeiten wir uns ein Programm für ein großes und bewegendes Konzert.“

Letzteres ist wörtlich zu nehmen: neben herausragendes Sangeskunst wurde zu den Songs eine passende Choreografie geboten, es wurde geklatscht, mit den Fingern geschnippt, beredte Mimik und Gestik untermalten die Vorträge. Und eine fast nicht zu bremsende überschäumende Freude am Gesang in allen Tonlagen war fast greifbar. Solodarbietungen mit expressivem Soul-Sound begeisterten in ihrer Zweisprache mit dem Chor. Auch die Dirigentin griff wiederholt singend zum Mikrofon. Schnell war der Funke aufs Publikum übergesprungen. Jede Interpretation der insgesamt elf Songs, darunter auch Cohens „Halleluja“, gestaltete sich als wahrer Schmaus für Auge und Ohr, ebenso die beiden „erklatschten“ Zugaben.

„Ich habe den Chor bei einem Konzert in Aurich gehört, wo die Leute Schlange standen, um noch Karten zubekommen und ihn dann zu unserem Benefizkonzert eingeladen“, erzählte Pfarrerin Sigrid Telian, „dass jetzt doch etliche Plätze in der Kirche frei geblieben sind, die Resonanz auf die Ankündigungen nicht größer war, stimmt mich doch etwas traurig“ und bot dann lachend eine Platte mit Käsehäppchen an. „Mit frischen Brot aus dem Schützinger Backofen“, betonte sie. Der kleine Imbiss, dazu spritzige Getränke und nun Zeit zu lustigen oder auch besinnlichen Gesprächen, zu denen sich Besuchergruppen zusammenfanden und den lauen vorsommerlichen Abend genossen. Immer wieder schweiften die Blicke hinaus über den Ort in die grünende Umgebung. „Ist das nicht herrlich hier?“ fragte eine jetzt heiter gestimmte Pfarrerin. Der Eintritt zu diesem rundum hochkarätigen Konzert war frei. „Denken Sie daran: Wir sind gesund, doch die Familienherberge braucht für ihre kranken Bewohner unsere Unterstützung“, so die Bitte um Spenden, ehe ein „Gospel Magnifikat“ den offiziellen Teil ausklingen ließ. Stehenden Ovationen, rauschendem Beifall und Bravo- und Zugabe-Rufen konnte der Chor nicht widerstehen. Ein lustiges „Lollipop“ mit Klangrollen rhythmisch untermalt – „bestimmt habe ich morgen blaue Flecken“ mutmaßte die Dirigentin später – und ein besinnlich dargebotenes „Evening Rise“ setzte den klingenden Schlusspunkt. Für das Team der Familienherberge Lebensweg, in der Familien mit schwerstkranken Kindern Unterstützung erhalten sollen, ist das lang erwartete Ende der Bauarbeiten eine einschneidende Zäsur. Die feierliche Eröffnung ist für das Wochenende 5./ 6. Mai anberaumt, wie auf der Einladung an Mitglieder, Freunde und Gönner zu lesen ist.

(Quelle: VKZ vom 26.4.2018)